1 Leuchtturm

 

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Unglaublich aber wahr!

Hier entsteht eine Seite, die es so nicht wieder gibt.

Es sind nämlich alles wahre Begebenheiten, die hier in lockerer Reihenfolge erzählt werden.

Klicke einfach an, was dich interessiert oder noch besser, lies alles, denn es wird dich alles interessieren!

- Wie ich zur Seefahrt kam                                                      ------     Fachwörter nachlesen      von A bis Z -----
- Lehrjahre sind keine Herrenjahre
- Landgangsmusterung
- Wie ich meine Lehrzeit überstand
- Seekrankheit
- Wie ich die Seefahrt genieße
- Landgang
- damals war´s
- Kielschwein
- Antwerpen
- Westafrika
- Ostafrika
- Äquatortaufe
- Hafenbars
- Zur Kogge
- Was ich schon immer mal sagen wollte
- Im Wein ist Wahrheit
- Der Kopfsprung
Wismar
- Warum eine Schnecke mehr ziehen kann als zehn Pferde
- Heuer
- Kuba
- Erinnerungen


 

 Wie ich zur Seefahrt kam.

Schon im zarten Alter von 10 Jahren habe ich von der Seefahrt geträumt. Indianergeschichten und romantische, spannende Seeabenteuer waren meine Lektüre. Die Abenteuer des Huckleberry Finn haben mich genau so fasziniert, wie die Erlebnisse des Herrn Karl May.
Jeder Junge damals wollte Feuerwehrmann werden oder so, ich nur Seemann. Zum Leidwesen meiner Mutter wollte mir aber auch nichts anderes einfallen.
Wie Mütter so sind, sie meldete mich Jahre später als Kadett an. Leider war ich dann aber schon 13 Jahre alt. Die Anmeldung hätte mit 12 erfolgen müssen. Diesen Aufschub nehme ich meiner Frau Mutter heute nicht mehr übel, schließlich hat er meine Kindheit verlängert.
Nicht viel später, ich war immer noch zart, aber nun schon 16 Jahre alt, sollte ich mich um eine Lehrstelle bemühen. Nun ja, der Abschluss der 10. Klasse stand bevor. Wie bei jedem Jugendlichen begann auch bei mir der Ernst des Lebens.
Ob sich meine Mutter damals gewundert hat, dass ich Seemann werden wollte? Ich glaube: nein.
Meine Bewerbung ging also an die Deutsche Seereederei Rostock. Lehrberuf - Matrose.... und sonst nichts.
Selbst unter der damaligen Sicht (Lehrstelle ganz sicher, Recht auf Arbeit garantiert) war eine einzige Bewerbung für eine Lehrstelle doch recht wenig. Mich hat’s nicht interessiert.
 Warum auch, ich wusste ja, was ich wollte!
Tja, es kam und kam aber keine Zusage. Die Bedingungen für die Seefahrt waren damals, in der DDR, ziemlich streng.
Wer Westverwandschaft hatte, konnte mit einer Ablehnung rechnen.

Ich hatte Glück: dazu komme ich aber erst später.

Meinen Onkel aus Mühlheim an der Ruhr kannte ich wirklich nicht. Darum tauchte er auch nie in meinem Fragebogen auf. Das war gut so. Ob die Stasi meinen Onkel auch nicht kannte, weiß ich nicht. Damals vielleicht nicht, später schon, aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu meiner Bewerbung. Es tat sich lange nichts. Um nicht ohne Lehrstelle dazustehen, schickte ich eine weitere Bewerbung ab. Na, was soll ich lange reden, ... Die Antwort mit der Bestätigung, dass ich bei der Binnenschifffahrt lernen darf, kam schon in der folgenden Woche. Ich habe mich nicht gefreut ....  jedoch, die Zeit schritt vorwärts und der magische Termin zum Beginn einer Lehre rückte immer näher.
Sollten die Bemühungen meines Klassenlehrers der 10. Klasse umsonst gewesen sein? Extra für meinen doch so ausgefallenen Berufswunsch im Binnenland bekam ich im Fach Staatsbürgerkunde auf dem Abschlusszeugnis eine “ 1 “ .
Nun ja, vielleicht lag es auch an mir. Kinder, die artig sind kriegen Schokolade.

Ich muss dann wohl doch sehr artig gewesen sein, denn Mitte August kam die Zusage, dass ich bei der Handelsmarine der DDR lernen durfte. In Leipzig fand eine Info- Veranstaltung statt. der Merkzettel barg einige Rätsel (was nur sollte ich mit einer Magenbinde anfangen? ...was ist das überhaupt?) und eine Seetauglichkeitsuntersuchung musste ich mir auch noch gefallen lassen.
Jetzt war ich schon 17 , die Mädels kannten mich noch nicht und ich mache einen kleinen zaghaften Schritt in die große, weite Welt.
Na, aber mindestens bis ans Tor der Welt, nach Rostock!



Lehrjahre sind keine Herrenjahre

.... und der Spruch: “ Du lernst nicht für deine Lehrer, du lernst für dich “ lag gerade so hinter mir. Jetzt sollte ich noch weiter lernen? Na klar!  wirst Du jetzt sagen. Aber so ist das halt, du wirst alt wie eine Kuh und lernst immer noch dazu.
Zum Beispiel Englisch!
(warum habe ich in der 7. Klasse damals nicht weiter gemacht, ich war doch angemeldet?) egal, jetzt ist’s Zeit dazu, nun endlich lernst du das, was du wirklich mal brauchst, die Weltsprache.
- Ich kann sie heute noch nicht, nur :” a little bit “
Was habe ich wirklich gelernt?
- Koje bauen
- Seesack packen, ich bin heute noch der beste Kofferpacker der Familie
- Reinschiff ... ohne Kommentar!
- Seemannsknoten, das ist auch eine lange Geschichte, wenn nicht gar ein Leidensweg

Übrigens, meine Lehrzeit begann auf dem Schulschiff “ Theodor Körner “ , anmustern und losfahren. Reiseroute Polen - Finnland - Polen und zurück. Das war spannend, gelernt haben wir nebenbei.
... und das auch, stellt euch vor, in Finnland - in Oulu war’s - ich stehe nach Feierabend unter der Dusche, wir haben auf Reede Holz geladen für Polen. Na eigentlich geladen haben das die finnischen Frauen.
Die haben zur gleichen Zeit Feierabend, wie ich und kommen doch tatsächlich in die gleiche Dusche?
Na, was soll ich euch sagen, ich tue so, als ob ich sie nicht sehe und dusche mich einfach weiter,
 ist das nicht cool? (später habe ich noch öfter nackte Frauen gesehen, es war immer wieder schön)
Denkt jetzt ja nicht, ich bin ein Lüstling, neeiin, nur ein Seemann (einer, der es werden will).
Soll ich etwa von der schönen Englisch- Lehrerin erzählen? Mich hat sie nicht soo sonderlich interessiert.
Schließlich war ich ja zum Lernen auf dem Schiff und nicht zum Flirten!
Lernen - Seemannsknoten - Landgang stehen in einem besonderen Zusammenhang. Der Satz lautet so:    ...      “ Wenn du keine Seemannsknoten lernst, bekommst du keinen Landgang! “ .

Auf einem Schulschiff gab es, - sicherlich auf der ganzen Welt nicht anders, - bei der Marine    sowieso
 

 

   Landgangsmusterung
 

Beim Einlaufen in einen Fremden Hafen war es üblich, dass die Freiwache an Land ging. Diiiieee Zeit  ...
war damals noch.
Für Matrosenlehrlinge war vorher .... Landgangsmusterung.
- Haarschnitt
- Kamm, Taschentuch
- Kondome, ja ja , damals schon, aber noch nicht wegen Aids
- exakt gebügelte Uniform
- ... und Seemannsknoten
Unser Bootsmann war ja der Meinung. “ wer Zeit hat, an Land zu gehen, muss vorher Zeit haben, Knoten zu üben “
 Ich bin nur einmal durchgefallen, mit dem Laufenden Palstek. Den habe ich dann 30 Minuten lang geübt, so dass ich ihn noch heute in allen Lebenslagen kann.
Der Bootsmann wollte bei der Nachmusterung keine Knoten sehen. Ich bin verspätet an Land gekommen, dafür auch verspätet zurück. Das ist aber schon wieder eine ganz andere Geschichte.


Wie ich meine Lehrzeit überstand


Den Anfang kennst du ja schon. Die Ausbildung fand immer noch auf dem Schulschiff statt. Lernen und dabei zur See fahren, das war herrlich. Die Theorie, zugegeben, war nicht so spannend, obwohl ich damit keine Schwierigkeiten hatte. Wie haben das eigentlich die Lehrer gesehen?
Na jedenfalls muss es nicht so prickelnd gewesen sein. In “Staatsbürgerkunde “ bekam ich eine “4”
Trotz gutem Trimm des Schiffes, ...  schief diskutiert? So ungefähr jedenfalls.
Meinem Lehrbootsmann konnte ich auch nichts recht machen, nie hat er es geschafft, mich zum Kielschwein füttern einzuteilen. Das Persenningbügeleisen habe ich ihm auch nicht geholt. Dafür bekam ich wohl immer nur Note “3” ?
War das vielleicht auch der Grund, dass ich das 2. Lehrjahr auf der J.G.Fichte machen durfte? (bekannt aus der DDR-Fernsehserie “Zur See”)

Schlimm war es jedenfalls nicht. Neues Schiff, neue Leute, neue Aufgaben und einen Schiffsaufbau mit Gängen, Niedergängen, Saloons und Messen. Wie oft habe ich mich eigentlich verlaufen, ehe ich wirklich den kürzesten Weg zu meiner Koje gefunden habe? Ich weiß es nicht mehr.
Was ich auch nicht mehr weiß, wie ich zu dem Spitznamen “ Lapschi “ gekommen bin? Was bedeutet er überhaupt?
Fragen über Fragen, genau wie sie damals die Lehrer gestellt haben.

Zum Ende der Ausbildung, nachdem ich die Zeugnisse hatte, war ich Vollmatrose. ( Du darfst das nicht so lesen: “ ... ich war voll, Matrose “ sondern Vollmatrose)
Na zu der Zeit also, wurde ich doch gefragt, ob ich gleich Ausbilder, also Lehrbootsmann werden wolle.
Nein, nein erst wollte ich so richtig die Praxis kennen lernen, was ich dann auch tat.
An dieser Stelle erzähle ich ein anderes mal weiter.

 


Seekrankheit


Obwohl, ich muss sagen, .... nun rede ich hier schon über zwei Jahre Seefahrt und habe noch kein Wort zur Seekrankheit verloren. Kurz und knapp, es war für mich bisher kein Thema.
Ja, du ahnst es schon, irgendwas kommt doch jetzt etwa in die Richtung:
                             “ Hast du was gegen Seekrankheit? ... ja, vorbeugen... uuulf. “
Na und, .... das sollte man nicht in Luv tun, denn ...

Ich möchte dir jetzt jeden Kommentar dazu ersparen. Ich hab es gesehen, das hat mir gereicht. Ich habe mir vorgenommen, das machst du nicht, jedenfalls nicht so. Ich habe Wellen brechen sehen, auch Monsterwellen, das war aber immer noch angenehmer, als wenn das Menschen tun.
Mir ging das mal so nach einer Flasche Kuba- Rum, aber nicht weitersagen!
Darüber aber erst später. Jetzt erzähle ich, wie es mich doch noch beinahe erwischt hätte.
Wie schon gesagt, zwei Jahre war ich auf Schulschiffen unterwegs. OK es hat auch geschaukelt, manchmal sogar heftig. Immerhin war ich zu der Zeit schon mal in Antwerpen, Alexandria, Mamaja, Noworosisk und Batumi. Von da aus ging es sogar noch nach Kuba über den großen Teich. All das habe ich erlebt, ohne krank zu werden. Ist das nicht herrlich!

Dann aber kommt der Tag, an dem ich meinen Seesack packe und das erste Schiff nach meiner Lehrzeit betrete. Es war so unendlich kleiner, als das was ich bisher erlebt habe. Es war ein Kümo!
Eingeweihte wissen, damit ist ein Küstenmotorschiff gemeint. Die Abkürzung dazu war aber nicht “MS”
sondern “MT” für Motortanker “ Rositz “. Mit weniger als tausend Tonnen BRT war es wirklich ein kleines Schiff, das an der Küste lang schippern musste.
Was soll ich alles in die Länge ziehen, damals ging es ja auch schnell, an Bord, Leinen los, auslaufen. Es war alles kein Problem. Bis zum Passieren der Mole von Warnemünde!

Auf der Ostsee, mit so einem kleinen Schiff, na gut, die Wellen waren auch nicht groß bei Windstärke 4 !
Trotzdem hat das Schiff geschaukelt! .....so ganz anders als ein richtiges Schiff!
Ich saß in meiner Kajüte und machte jede Bewegung des Schiffes mit. Oh, war mir mulmig. Kommt jetzt die Seekrankheit? Wo soll ich denn hier hinspucken? Oder doch lieber nicht? Es kam die Lösung, nämlich die Ablösung. Oder anders ausgedrückt, der Wachmatrose, dem ich zugeteilt war, kam auf die glorreiche Idee:
“ wir lösen die 12.00 Uhr- Wache schon eine halbe Stunde früher ab “!
Gesagt, getan .....von Stund an hatte ich zu tun und überhaupt keine Zeit mehr, seekrank zu werden.
Später habe ich dann sogar Windstärke 12 in des Biskaya genossen, aber das hört sich jetzt wie Seemannsgarn an, worüber ich ja später noch berichten möchte.
Nun war`s klar, seekrank wird nur, wer Zeit dazu hat. Es spielt sich zuallererst im Kopf ab!
Na also, ab jetzt konnte ich die Seefahrt so richtig genießen ... und das tat ich dann auch.

 

 

Wie ich die Seefahrt genießen konnte...

oder

Was ist das Besondere  daran?

 

Irgendwann hat irgendjemand gesagt: “ Das schönste an der Seefahrt sind die Lieder “. Ich muss sagen, der Jemand hatte nur dann recht, wenn wir gesungen haben.
Ob wir schwer mit den Schätzen des Orient beladen auf dem Hamborger Veermaster so langsam um Kap Horn
gesegelt oder einmal noch nach Bombay, einmal noch nach Rio gefahren sind, das, was sie trinken, die Matrosen von allen Spirituosen am liebsten Rum aus Jamaika,
 natürlich nur wenn unser Flehen erhört wurde: Nimm uns mit Kapitän nach Haus.
Tja, zwischen Shanghai und St. Pauli liegt der große Ozean und auch Hein Mück aus Bremerhafen wollte, nachdem wir lagen vor Madagaskar wieder rolling home denn das gibts nur auf der Reeperbahn bei Nacht mit Kari Waits vor mi verbringen, denn er war ja ziemlich a long time ago.
Auch wenn jemand sagt, Seemann, deine Heimat ist das Meer, immer kann man nicht mit La Paloma die kleine weiße Möwe über Meer und Land. Man möchte auch schön ist die Liebe im Hafen machen können, um dann heute an Bord, morgen gehts fort singen zu können. Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, Heidewitzka Herr Kapitän zu Antje mein blondes Kind an der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand zu sagen: eine Seefahrt die ist lustig, wenn die Freundin vor Freude singt , mein Bonnie ist over the ocean. Na das kann doch nur bis zu auf einem Seemannsgrab da blühen keine Rosen gehen, denn

 

ganz allein in dunkler Nacht
hast du oft daran gedacht,
dass weit von hier der Vollmond scheint
und weit von hier ein Mädel weint.

 

Aber das wollte ich eigentlich nicht erzählen, obwohl, ... irgendwie gehört das schon dazu.
Jeder, der es kennt, kann in eigenen Erinnerungen schwelgen. Wer es nicht kennt, sollte sich jetzt von mir verführen lassen.
Bist du bereit? ... o.k. lehne dich zurück, lege eine CD ein (oder anders rum) erst CD und dann zurücklehnen. “das Rauschen des Wassers” sollte auf deiner CD schon hörbar sein, denn alles kann man sich nicht vorstellen, auch nicht bei blühender Phantasie.
Nimm einfach noch einen romantischen Sonnenuntergang dazu und blicke über das Wasser. Die kleinen Wellen, die an den Strand plätschern führen dich weit hinaus auf die See. Ringsum sind plötzlich keine Bäume und Sträucher mehr. Das Ufer versinkt in der Ferne. Du kannst richtig sehen, dass die Erde eine Kugel ist. Dreh dich um, da ist auch kein Ufer. Der Himmel erscheint dir plötzlich so nah und doch unerreichbar.
Die Sterne funkeln so klar wie noch nie. Rundum ist eine Stille, die du so nicht kennst. Eigentlich hörst du nur noch das Rauschen der Bugwelle. Selbst das leichte Vibrieren des Schiffsrumpfes spürst du nicht mehr.
Alles um dich versinkt in Erhabenheit.

Der letzte Sturm, der das Schiff so durchgeschüttelt hat, ist längst vergessen. Nur ein paar Delphine tummeln sich kurzzeitig in der Bugwelle, springen, als ob sie Fange spielen wollen und verschwinden in der Weite des Meeres.
Du bist mit dir und deiner Einsamkeit allein, nichts stört dich. Zeit spielt keine Rolle, wenn du zur Wache eingeteilt bist, wirst du zeitig genug geweckt. Du brauchst also keine Uhr, deren Ticken würde dich nur stören.

Oder begleite mich an eine andere Stelle des großen Schiffes, lass uns nach achtern gehen. Es heißt immer, ein Seemann soll nicht zurück schauen. In diesem Fall ist das ganz anders. Am Heck ist es lauter. Hier spürst du die Kraft des Schiffsdiesels als angenehmes Geräusch. Du siehst das Schraubenwasser und fühlst, dass es vorwärts geht. Das ständige Vibrieren des Schiffskörpers kommt dir wieder ins Bewusstsein, es wirkt aber beruhigend. Die Kraft, die dahinter steckt, überträgt sich auf dich. Du fühlst dich als Beherrscher der Wellen. Ewig weit siehst du das Schraubenwasser als weißen leuchtenden Streifen. Du erkennst, wie unaufmerksam der Rudergänger seine Arbeit verrichtet, denn jede Abweichung vom Kurs ist deutlich zu erkennen.
Träumt er jetzt genau wie du? .... aber das darf er doch nicht, er soll uns alle wohlbehalten zum nächsten Hafen steuern.

Das Einlaufen in einen Hafen ist immer etwas Besonderes. Du hast tagelang kein Land gesehen. Die Navigation bringt dich und das Schiff zielgerichtet genau an die Stelle der Küste, wo du hin wolltest. Welch ein Zufall!
Nein, Spaß beiseite, Land kommt in Sicht, es kommt sichtbar immer näher. Nach und nach kannst Du am Ufer Einzelheiten erkennen. Faszinierend ist das Panorama, selbst wenn du schon mehrmals in diesem Hafen warst

Mich hat jedes mal der Anblick von Havanna begeistert. Erst als kleiner dunkler Fleck am Horizont, beim Näherkommen eine Dunstglocke. Von See aus mit einer frischen Briese konnte man trotzdem die schwül- warme Luft einer Großstadt erahnen. Beim Näherkommen die Hochhäuser am Malekong, die Steinmole mit ständig anlaufenden Wellen und die majestätisch blickenden Hotels aus besseren Zeiten, als ob die Zeit stehen geblieben war.
Landgang, immer ein besonderes Erlebnis, immer neue Eindrücke, nicht nur in Kuba, nein ... überall auf der Welt!



Landgang

 

Über Landgang habe ich vorhin schon was gesagt. Jetzt sollst du mit mir in eine Fremde Hafenstadt kommen. Wie ist es überhaupt möglich, sich in der Fremde zurecht zu finden? Denke ja nicht, ein Stadtplan hilft, denn den hast du nicht. Willst du einen kaufen? wenn ja, wo? ... oder lass es, irgendwie kommst du in die Stadt, merke dir einfach den Weg, so kommst du auch zurück. Richtig klappt das aber nur, wenn du schon immer mal einen Blick zurück wirfst. Straßenkreuzungen, markante Gebäude, ja selbst der Stand der Sonne sind interessant.
Wenn du vier mal nach rechts abbiegst, bist du wieder auf der gleichen Straße (wenn es klappt). Wenn nicht, hast du dich verlaufen.
Zum Hafen geht es immer bergab, aber nur, wenn du vorher immer bergauf gelaufen bist.
Merke dir den Namen des Hafens oder der Pier, eventuell gibt es Visitenkarten vom Schiffshändler.
Taxis helfen manchmal auch weiter, oft ist das aber mit einer Stadtrundfahrt verbunden, damit der Taxifahrer auf sein Geld kommt.
Die Gepflogenheiten des Landes beachten, hilft auch weiter (oder zurück).
Oft sind Kameraden dabei, die hier schon waren. Auf ihren Orientierungssinn kannst du dich verlassen Sei aber trotzdem selbst aufmerksam, wenn du nicht von anderen abhängig sein willst. Obwohl, ... im Ausland, ... irgendwo im fremden Land, ... es ist doch besser, wenn du in der Gruppe an Land gehst. Darüber hinaus hast du anschließend jemanden, mit dem du Erinnerungen austauschen kannst: `` weißt du noch? ´´
 

 

... damals war´s
 

Im 1. Lehrjahr, ich glaube, gleich auf meiner zweiten Reise. Die Fahrt war geplant, von Rostock über Antwerpen nach Alexandria. Das klang schon alles utopisch. Irgendwo lagen wir dann zu lange im Hafen fest, so dass der ganze Plan durcheinander kam. Es war ein eiskalter Winter. Die Stufen der Gangway hatten einen dicken Eispanzer.
Nach Alexandria fuhren wir durch den Bosporus ins Schwarze Meer, um nach Mamaja, Noworosisk und Batumi noch über den Großen Teich zu schippern.
In Noworosisk traf uns das Organisationstalent des Russischen Komsomol. Schließlich war ein Schulschiff eines befreundeten Staates da. Es wurde ein Tanzabend organisiert.
Bei flotter Musik (Kalinka oder so) und zwei Flaschen Bier auf Zuteilung, wurde um die Gunst der Mädels aus einem Schulheim gebuhlt. Punkt 22.00 Uhr waren die Mädels verschwunden. Es war wie ein Spuk.
Einen Spruch aus dieser Zeit kann ich nicht vergessen: “ Mein Herz ist in Noworosisk geblieben, dort sammelte ich mit Nina Rüben! “ Das hatte irgend was mit sozialistischer Hilfe zu tun. (ich glaube, jetzt verstehen mich nur ein paar Seeleute).
Sozialistische Hilfe haben wir damals wirklich geleistet, aber in Kuba. Ich war doch wirklich bei der Zuckerrohrernte, damit die Kubaner ihren Jahresplan erfüllen konnten. Es war anstrengend bei der Gluthitze, aber eine interessante Erfahrung und ... ich lebe noch!
Meine ersten Erfahrungen mit dem Welthandel habe ich in Alexandria gewonnen. Kurz nach dem Einlaufen und Festmachen im Hafen entstand reges Geschäftsleben auf der Pier. Schauerleute witterten ihr Geschäft. So viele unerfahrene Seeleute, es gab aber auch niemanden, der uns darauf vorbereitet hat!
Ruck zuck hatten wir ein Hemd verkauft (nicht das letzte!) und die erste selbst erworbene ausländische Währung in der Hand.
Pünktlich am nächsten Morgen begann der Hafenbetrieb. Fast alle Schauerleute hatten ein schickes blaues FDJ-Hemd an. Ob das auch mit sozialistischer Hilfe zu tun hatte? Ich glaube, NEIN.
Die Schiffsleitung hat eine Kontrolle angeordnet. Es stand die Frage, wer hat sein FDJ-Hemd noch?
Ich habe meins zu Hause vergessen, andere hatten die gleiche Ausrede, so sind wir um eine Negativbeurteilung herum gekommen. Meine `` 4 ´´ in Staatsbürgerkunde .... habe ich schon an anderer Stelle erzählt.
 

 

Kielschwein
 

Nun kommt also die Geschichte mit dem Kielschwein. Landratten, also solche Seelüts, denen noch keine Seebeine gewachsen waren oder die, die sich bei Seegang noch festhalten mussten, ich meine die, die schon immer mal die Fische füttern müssen, wenn das Schiff ein bisschen schaukelt .... sind die, welche auch zum Kielschwein füttern eingeteilt werden. Das bietet sich doch an, oder?
Du musst dir das so vorstellen:
- es ist raue See,
- die Nacht in der Koje hast du nur überstanden, weil du irgendwie quer verkeilt zwischen Bordwand und Schapp gelegen hast.
- du fühlst dich hundeelend, brechen kannst du nicht mehr, es ist nichts mehr drin.
- von der Kombüse her ziehen Wohlgerüche durch´s ganze Schiff
- dir hebt sich schon wieder der Magen, wenn du nur ans Essen denkst
- heute gibt es den Braten, auf den du dich schon die ganze Woche freust ... ausgerechnet heute!

- Seekrankheit ist keine Krankheit, du musst also pünktlich zum Wachwechsel am Kabelgatt sein, zur Arbeitseinteilung. Der Bootsmann sieht schon von weitem, wie es dir geht. Er setzt ein “ mitleidiges “ Grinsen auf und hat schon einen Schonarbeitsplatz für dich: “ du fütterst das Kielschwein!! “
Jetzt ist guter Rat teuer. Wo ist das Kielschwein? Was frisst es? Lebt es überhaupt noch? ... schließlich riecht es immer noch nach Braten! ...
... aber du riechst den Braten nicht, gehst zum Smutje, der grinst dich wohlwollend an und füllt dir eine Pütz mit übel riechenden Abfällen. Die Worte, die dann folgen, sind sorgenvoll, gelten aber eher dem armen Kielschwein. Es hätte gestern nicht gut gefressen, müsse daher heute etwas mehr bekommen, du sollst lieber dabei bleiben, bis es gefressen hat .... und die Pütz wird bis zum Rand voll übel riechender Abfälle.
Die Gerüche des Bratens, die Düfte der Abfälle, das Schaukeln des Schiffes, ... was eigentlich führt dazu, dass du die volle Pütz gleich mit den allerletzten Resten aus deinem Magen zum überlaufen bringst?
Egal, “ mach das weg “ hörst du noch vom Smutje, dann ist er verschwunden. Hat der da hinten nicht fürchterlich gelacht? War da nicht auch der Bootsmann und ein paar andere Matrosen, die doch eigentlich woanders arbeiten müssten?
Mit einer übervollen Pütz, bei Seegang durch die schmalen Gänge eines Schiffes, dann am Ende des Ganges den schmalen Niedergang runter, jeder sieht, wo du lang gelaufen bist, egal, das machst du nachher weg.
Nach mehreren Hürden, die Vorreiber sämtlicher Schotten sind dicht, öffnen lassen sie sich nur mit zwei Händen ( wo stellst du die Pütz hin, damit sie beim nächsten Überholen des Schiffes nicht über Deck wandert oder gar umkippt? ) erreichst du den Maschinenraum.
In dem Lärm, bei der Hitze und vor allem, bei dem Gestank!!! soll ein Kielschwein leben? ... uuulf

 

Antwerpen
 

Hier wieder ein paar Erfahrungen zum Überleben in fremden Ländern. Für mich, der ich sie in den 60- iger Jahren selbst machen durfte, ist das heute noch eine besondere Erinnerung.
Antwerpen - jeder Seemann denkt, jetzt kommt die Nummer mit der Hafenkneipe. Nein, den Traum hatte ich zwar auch nach dem Besuch von “ Ham & Eggs “ direkt am Hafentor, aber ich bin doch noch bis in die Stadt gekommen.
- Nun ja, manchmal endete der Landgang schon an dieser Stelle. Bei: “ Ganz in weiß ... “ aus der Musikbox, jung verliebt in die hübsche Stewardess  und einem Amstel, Stella oder Maes- Pils aus dem Fass, direkt ins passende Glas, konnte man schon den Bus zur Stadt verpassen oder sinnlos ins Träumen geraten.
Ein Glück auch, wer den Hinweg nicht geschafft hatte, war auf dem Rückweg auch nicht schneller, hatte aber weniger Strecke zurück zu legen.

- Das war es aber nicht, was ich erzählen wollte. Antwerpen hat noch mehr zu bieten. War es damals der James- Bond- Film Dr. No, der Premiere hatte? Ich weiß es nicht genau. Ich sehe aber noch die Wagenkolonne mit Schauspielern und einem Riesenspektakel durch die Stadt fahren und diese ominösen Melonen (Hüte ) durch die Luft segeln, genau wie im Film, bloß nicht so gefährlich!
- Das wollte ich auch nicht erzählen, aber der aufmerksame Leser merkt schon, dass ich noch viel mehr erzählen könnte, wenn ich nur wollte.
Ich will, also lies weiter.

Lies von den unglaublichen Begebenheiten eines noch jungen Matrosen, der dabei ist, die Welt, aber auch die Frauen zu erobern.
Da ich mich jetzt in gefährliche Gewässer begebe, nenne ich keine Namen, nicht die von weiteren Personen und auch nicht die von Straßen oder Plätzen.
In Antwerpen war es, das ist gewiss. Mitte der 60- iger, hatte ich schon erwähnt.
An einem schönen Sonnentag war es. Zwei oder drei Seeleute, wir hatten an dem Tag frei, sind schon nach dem Frühstück in die Stadt gefahren. .... an Ham & Eggs vorbei, direkt zum Bus!
Diese Meisterleistung soll uns erst mal jemand nachmachen!
Wir kommen also mitten in der Stadt, in der Nähe des Doms an, merken uns die Haltestelle, sehen gleich nach, ob der Bus von hier auch wieder zurück fährt und sind schon im Getümmel einer Weltstadt untergetaucht.
Ehe wir den Platz an “ De Hoofdkerk, La Cathedrale” mit seinen 123 m Höhe verlassen, fällt uns ein kleiner Imbisswagen auf.
Wir waren bei den Erfindern der Pommes Frittes angekommen! Ob die wirklich die Pommes erfunden haben, glaube ich nicht, Belgier sollen es aber gewesen sein. Meine ersten Pommes waren es aber ganz bestimmt.
Ich war begeistert. Mit welcher Geschicklichkeit der Verkäufer aus einem Stück Papier eine Tüte gedreht hat und mit welcher Eleganz die Kartoffeln da reingepasst haben, war schon erstaunlich. Dann noch der Tipp eines Kenners mit dem Krabbensalat, einfach köstlich!
Ich merke schon, ich komme so ins Schwärmen und drifte wieder ab. Niemanden jetzt wird es interessieren, dass ich im Jahre 1965 in Antwerpen auf dem Platz vor der Kathedrale eine Tüte Pommes gegessen habe. Unzählige Menschen nach mir haben das an den unmöglichsten Plätzen der Welt getan und kein Mensch redet darüber.
Wenn der legendäre englische Seefahrer Sir Francis Drake anno 1555 schon gewusst hätte, welche Köstlichkeiten aus diesen Knollen zubereitet werden können, hätte er sicher schon 100 Jahre früher diese Pflanze aus den Anden, von den dort lebenden Inkas geholt und nach Spanien gebracht. Nun ja, das ist wirklich eine ganz andere Geschichte, hat aber auch nichts mit Seemannsgarn zu tun.

Nun zum eigentlichen Erlebnis. Ich mache es kurz. Nach unserem Einkauf, ich glaube es waren Ansichtskarten, Briefmarken und Nylonhemden, sind wir in einer sehr belebten Straße gelandet. Bars, die schon am Vormittag offen hatten, wo schon so viel Betrieb war, einfach toll. ....und so viele hübsche Frauen, die sich gleich zum Drink eingeladen haben, es war das Paradies!
Ich merke schon, ich muss mich noch kürzer fassen.
Irgendwann, am späten Nachmittag waren wir wieder an Bord, um von unseren Erlebnissen zu berichten. Bootsmann und Zimmermann, zwei ganz erfahrene Seeleute wollten näheres wissen: “ welche Straße? welche Bar? “ Ja, schönes Erlebnis hattet ihr, eh, das waren alles Tunten!
... ich glaube, jetzt war ich wirklich seekrank ...
Ihr müsst mich jetzt nicht bedauern, ich war ja noch jung und hatte immer noch Zeit, Frauen zu erobern.
Die Welt erobern habe ich etwas verschoben. Erst müsste ich sie wohl ein bisschen kennen lernen, um dann den nächste Schritt zu tun.
Na jedenfalls so, oder so ähnlich.

 

 

Westafrika
 

Die Reisen nach Westafrika haben mich immer wieder begeistert.
Ablegen in Deutschland im finsteren, bitterkalten Winter und Anlegen in Freetouwn, Conakry oder der Elfenbeinküste im sehr warmen Sommer.
Dazwischen lagen aber noch viele Länder, vor allem aber Hafenstädte. Schon die Fahrt durch die Nordsee ließ erahnen, dass der Frühling nicht mehr weit ist. Im Ärmelkanal war´s schon kein richtiger Winter mehr. Je weiter wir nach Süd- Westen kamen, um so schneller war der Frühling da. An die ständigen Zeitverschiebungen musste man sich auch gewöhnen. Die Biskaya war irgendwie die Wetterscheide, natürlich meist auch eine Belastungsprobe für Schiff und Mannschaft.
Danach wurde es von Wache zu Wache immer wärmer.
Die erste Hafenstadt des schwarzen Kontinent, egal welcher Hafen, war unsere Oase. Der Smutje hat frisches Obst und Gemüse beim Händler gekauft, wir haben mit den Schauerleuten getauscht; leere Kaffeedosen gegen Bananen und gegen Ananas.
Während der ganzen Reise hing über der Back auf dem Achterschiff eine Staude Bananen. Jeder Seemann konnte sich die Früchte Pflücken, die reif waren.... ich kann bis heute  keine Bananen essen, bin jetzt noch satt davon.
Westafrika erinnert mich immer wieder an Bürgerkriege, Flüchtlinge, die wir von einem Land ins andere mitgenommen haben und Leichen, die im Hafen schwammen. Die Länder haben nach so vielen Jahren immer noch keine Ruhe.
Mein Appell an alle in der Welt: “ Hört auf mit den Kriegen “  Das Leben ist viel zu kurz, um es mit sinnlosen Handlungen zu verbringen oder gar zu verkürzen!

Die angenehmeren Dinge bleiben viel länger im Gedächtnis, verschönern nicht nur das Dasein, sondern verlängern es auch.
Jeder, der in einer ähnlichen Situation war, wird, genau wie ich, eine Fotosafari gemacht haben. Fotoapparat mit Diafilm geladen, Zigaretten, Seife und leere Blechdosen eingepackt und losgelaufen. Unweit der Häfen gab es immer kleine Negerdörfer. Als Zaun diente eine Kakteenhecke, ich glaube, dort lebten die Erfinder des Stacheldrahtes.
Bewundernswert waren wohl immer wieder Frauen, die Körbe oder Krüge auf dem Kopf trugen. Beim Näherkommen haben sie ihre Tücher über die nackten Brüste geworfen. Nur für ein Stück Seife waren sie bereit, sich `` oben ohne ´´ fotografieren zu lassen. OK, das war ein Beitrag zur Entwicklungshilfe.
Die Männer wollten an diesem Fototermin nicht untätig sein. Sie zeigten sich als Kletterkünstler an Palmen- stämmen und boten sich als Lehrmeister zur Kokosnuss - Ernte an. Alles für nur wenige Zigaretten.

Eine Fahrt mit dem Arbeitsboot (kleines, offenes Ruderboot) den Fluss hinauf in die Seitenarme, durch den Dschungel, bleibt mir besonders in Erinnerung. Die Ausrüstung war wie bei der Fotosafari, nur etwas mehr, weil wir Geschenke machen wollten. Am Rande der kleinen Bucht stand ein Mann bis zu den Knien im Wasser. Er wusch sich mit einem Stein oder so. In hohem Bogen flog ihm ein Stück Seife zu. Ehe wir weiter rudern konnten, war er am ganzen Körper weiß, voller Schaum.
Genau dieser Mann war zur gleichen Zeit wie wir am Dorf angekommen. Mit großem Hallo wurden wir von den Bewohnern begrüßt, obwohl wir bestimmt nicht die ersten weißen Männer waren, die sie gesehen haben. Der Badende hat uns dann in seine Hütte eingeladen, er war der Dorfälteste. Er hatte ein Kofferradio mit Batterien, das er uns zu Ehren anschaltete. Es hat auch irgendwelche Töne empfangen und von sich gegeben. Wir haben es aus Höflichkeit schön gefunden. Viel schöner war aber der Palmenschnaps, den er uns freigiebig spendiert hat. Leider mussten wir noch vorm Dunkelwerden an Bord sein. Die Rücktour mit dem Ruderboot war sehr lustig. Jeder von uns musste ein Stück schwimmen, mehr unfreiwillig, dafür aber zum Gaudi der anderen.
Dass wir eigentlich mit Kaimanen um die Wette schwammen, hat uns erst am nächsten Tag der Bootsmann erzählt. Seit dem durfte das Arbeitsboot nicht mehr in der Freizeit genommen werden.

Am nächsten Tag hatten wir ein anderes Freizeitvergnügen. Kinder der umliegenden Dörfer kamen in ihren Einbäumen und bettelten nach allem, was wir entbehren konnten. Eine Blechdose ins Wasser geworfen und zehn Jungen sprangen danach. Alte Kleidungsstücke, Schuhe (nicht paarweise sondern einzeln), was man sich nur denken konnte. Irgend jemand kam auf die Idee, in die Blechdose Wasser zu füllen. Sie ging unter wie ein Stein. Die Jungs tauchten danach und haben sie tatsächlich gefunden. Ab nun flogen nur noch wassergefüllte Dosen über Bord. Der Kampf um diese Beutestücke war gigantisch. Blechdosen mit Deckel waren der Renner.
Ob wir damals wussten, wie viel Leid eigentlich dahinter steckt? Ich glaube, nein. Die Kinder lebten im Existenzkampf und wir im Überfluss. Wen hat das eigentlich gestört?
Wir sind am nächsten Tag in die Hafenbar gegangen und hatten dort ganz andere Vergnügen.
Davon erzähle ich aber nicht, jedenfalls nicht an dieser Stelle.

 

 

Ostafrika


Die Häfen von ostafrikanischen Ländern habe ich eigentlich schon eher besucht. Jetzt geht hier wohl alles durcheinander. Egal, wenn dich das nicht stört, ist es auch gut so.
Wie oft geht  im Leben alles durcheinander?
Ich wollte die ganze Welt erobern und hab nicht mal die Hälfte davon gesehen. Von Frauen ganz zu schweigen. So richtig davon schwärmen darf ich auch nicht, ich bin jetzt nämlich verheiratet. So habe ich auf ganz sittsame Weise erfahren können, dass Frauen wunderbare Geschöpfe sind. In Afrika waren wir ja doch nur auf Abenteuer aus.
Die Sprüche über Seeleute, von wegen “in jedem Hafen eine Braut “  wer kann denn nur so bescheiden sein?
Gut, gut, Spaß beiseite. Ich sollte doch ernsthafter beim Thema bleiben. Wenn wir damals so rumgeeiert hätten wie ich es jetzt tue, hätten wir sicherlich die Einfahrt  vom Suezkanal verfehlt. Dann hätte ich euch nicht von diesen schönen Erinnerungen berichten können.
Also: Zum Passieren des Suez musste man sich anmelden. Der Kanal war immer nur in eine Richtung befahrbar, deshalb wurden mehrere Schiffe zu einem Konvoi zusammen gestellt. Der Rest war Warten. Wir Lagen also vor Port Said auf Reede und warteten.
Was jetzt kam erinnert mich noch heute an “aloh ahee”. ... die Boote machten längseits fest und es drang Geschrei herüber. ... nämlich das Geschrei der fliegenden, äh ... schwimmenden Händler.
Wurfleinen, die Körbe oder Taschen hoch und runter beförderten. Echte Nofretete gegen echtes Geld, original Korblampe der alten Ägypter gegen prima Hemd, alles war möglich. Irgend jemand hat die Händler an Bord gelassen, ruck zuck hatten wir unseren eigenen Basar und auch ein paar Langfinger an Bord. Ich konnte noch schnell meine Kammer zuschließen und mich dem orientalischen Treiben widmen. Die Lampe habe ich heute noch, scheußlich!
Warum kann man sich nicht von altem Krempel lösen? Kaputt ist sie jetzt auch schon und an Afrika erinnert sie den Betrachter nicht, nur mich. Die beiden Aschenbecher mit Nofretete und Ramses hat mein Sohn entsorgt, so hässlich sahen die schon aus.    .... obwohl ..., eigentlich schade.
Merkt ihr was? Jetzt fange ich an zu jammern, obwohl das Leben doch so schön sein kann.
Du musst es bloß wollen. Also los!
Die Fahrt ging nachts durch den Suez Kanal, also schön dunkel. Es kam noch Wind auf, also schön sandig. Das Rote Meer empfing uns dafür mit Sonnenschein und das Leben war schön.

Ich meine das wirklich so. Die Seefahrt hatte in den 60 iger Jahren des vorigen Jahrhunderts immer noch etwas Zeit, obwohl auch schon “ time is money “ galt.
Es war aber so, dass immer Reede - Zeit eingeplant werden musste. Was machen Seeleute in dieser Zeit (außer warten) ..... arbeiten ...  arbeiten ... arbeiten. Du wirst mich jetzt fragen, was denn nur? Ich werde antworten: “ entrosten, malen” ( Reinschiff sowieso ), Bei dieser Gelegenheit geht auch schon mal ein Rettungsboot zu Wasser. Nennt sich dann Bootsrolle oder Rettungsmanöver.
Wenn so ein Boot schon mal im Wasser ist, kann damit ja gleich mal ein Ausflug zum Korallenriff gemacht werden. Nun ist es ja so, im Roten Meer schwimmen Haie rum. Darum sollte man nur auf der Innenseite des Riffes baden, hat man uns gesagt, weil da die Räuber nicht hinschwimmen. Also los!
Rettungsboot, Proviant, Tauchbrille und Schnorchel, Harpune? oder Bootshaken und dann auf Tauchstation.
Ich muss sagen, das Schnorcheln über den Korallenriffen im Roten Meer ist ein einmaliges Erlebnis, von dem ich heute noch schwärme. Farben und Formen, Eindrücke, Erlebnisse und Natur, alles ist wie ein Wunder aus Tausend und einer Nacht.
Die Farbenpracht kann kein Film wiedergeben!
Die Einmaligkeit ist nicht zu beschreiben!
Nie wieder habe ich so intensiv die Natur erleben dürfen, mit seiner Vielfalt und seinem Einfallsreichtum bei der Tarnung des Stachelrochens  zum Beispiel, als zu dieser Zeit. Bei einem Meter Wassertiefe mitten im Meer, einem maximalen Sonnenschein und einer Badewannentemperatur diese Pracht zu erleben, zeigt, wie klein der Mensch und wie unvollkommen er in dieser Sphäre ist.
Das habe ich damals noch nicht so empfunden. Ich habe nur den Augenblick genossen. Wer ähnliches erlebt hat, wird mich jetzt verstehen. Es war einfach schön, das Leben,   ....   bis ...
.... ja bis zu dem Zeitpunkt, dass wir den Äquator überqueren mussten. Was soll ich sagen, .... ich war noch nie .....also: “ Äquatortaufe “

 

Äquatortaufe

Nun wird ja über die Äquatortaufe viel geredet. Es gehen die gruseligsten Geschichten um. Wirklich schlimm ist, sie sind alle wahr und jetzt kommt noch eine wahre Geschichte dazu.

Das Überqueren des Äquators war jedem gestattet, der von Neptun höchstpersönlich getauft und das durch eine Urkunde bezeugen konnte. Wenn du also erstmalig von der nördlichen Erdhalbkugel zur südlichen unterwegs bist und dazu noch mit einem Schiff, das sich in Neptuns Reich bewegt, kommt sie unweigerlich auf dich zu. Schon Tage vorher herrscht an Bord reges Treiben. Es wird getuschelt.
Wie vor Weihnachten sind Heimlichkeiten im Gange. Erwachsene Menschen benehmen sich wie Kinder.

Am Tag der Äquatorüberquerung werden alle Täuflinge durch Neptuns Häscher zusammen getrieben und in eine enge stinkende Kammer gesperrt. Dass es unerträglich heiß in dem Loch ist, stört nur die, die drinnen sind. Wer will, kann sich freikaufen, indem er verspricht, Bier oder Schnaps zu spendieren. Neptuns Zahlmeister notiert fleißig und addiert großzügig.
Wie man sich bloß so häufig zu seinen eigenen Gunsten verrechnen kann!
 Hast du dich freigekauft aus dem stinkenden Loch, dann knie dich dahin und warte, bis du mit der Taufe dran bist. Das Deck ist glühend heiß, die Afrika - Sonne steigt immer höher und wenn du den Kopf hebst, um zu gucken, wie es den anderen geht, bekommst von einem Gehilfen des Neptun Schläge mit einem ausgefransten Tauende.
Endlich ist es soweit, du sollst vor Neptun treten und die Taufe empfangen, doch o Gott, was muss Neptuns Gefolge feststellen, du bist ja völlig verlaust! ..... also, Haare ab! Der Schnitt mit einer Schere direkt über der Kopfhaut führt dazu, dass noch nach Tagen das Kreuz des Südens auf deinem Kopf zu erkennen ist. Dir bleibt nach einer Woche nichts weiter übrig, als nochmals alle Haare abzuschneiden, um einen gleichmäßigen Kopfputz hinzukriegen.
Was soll´s, an anderer Stelle dazu mehr.
Der Arzt in Neptuns Begleitung stellt fest, dass du ja ganz schlimm krank bist und hat auch gleich die richtige Medizin dabei. Stinkende und scharfe Tinkturen bekommst du zur Einreibung und auch gleich zum Schlucken.
Zur eigentlichen Taufe musst du durch einen mit Wasser und Küchenabfällen gefüllten Windsack kriechen. Neptuns Häscher haben lustig nachgeholfen, indem sie von außen auf den Windsack geschlagen haben. Das war aber nicht nötig, denn jeder hat zugesehen, so schnell als möglich diese Hürde zu passieren.
Wie vorhin schon mal erklärt, man konnte durch großzügige ``Spenden´´ seine Pein verkürzen.(oder auch nicht)
Neptuns Zahlmeister hat jedenfalls fleißig geschrieben.
Nun aber noch zwei gute Seiten dieser Prozedur:
1. Am Abend wurden die großzügigen Spenden der Täuflinge gemeinsam mit der gesamten Crew getrunken. Der Smutje hat an dem Tag nicht nur Abfälle produziert, sondern eine gute Grundlage für das Gelage bereitgestellt.
2. In den Hafenstädten südlich des Äquators waren die Damen in den Bars den glatzköpfigen Seeleuten besonders gewogen....
Das Leben war doch noch schön!

 

 

Hafenbars

 

Also, wie schon an anderer Stelle erwähnt, irgendwie hat Landgang immer was mit Souvenirs, Bars, Kino zu tun. Eine Wegbeschreibung zur Post, um dort die neuesten Briefmarken zu kaufen, könnte etwa so lauten:
`` Wenn du aus dem Hafen kommst, ist an der nächsten Ecke die “Ade- Bar”, geh die Straße rechts rein bis zum “Durstigen Biber”. Die zweite Querstraße links nach der “Sansi- Bar” bis zur Kreuzung, dann siehst du hinten links schon den “Vollen Becher”. Lass dich von dem Schild “Alte Post” nicht täuschen, denn das ist nur eine Kneipe .... obwohl, das Bier da schmeckt auch gut ... und die Kellnerin erst!
Die richtige Post ist aber gleich um die Ecke beim “Srammen Max”.

Hmmm ..., das wollte ich aber gar nicht berichten, denn das ist ja man doch bloß gelogen.

Wovon ich berichten will, erfährst du nur, wenn du weiter liest.

In Havanna war’s, zu der Zeit, als noch alle Bars in der Nähe des Hafens voll in Betrieb waren. Jeder Landgang begann damit, eine “Hafenrunde” zu drehen. Also immer die Hafenstraße lang, von einer Bar zur anderen. Man wollte ja was erleben. Ziel war aber die Bar, aus der Deutsche Schlagermusik dröhnte. “Schön war die Zeit, brennend heißer Wüstensand”.
Jede Bar hatte sein Stammpersonal und natürlich diese Musik in der Box. Bier. Cuba- Libre und so, war überall gleich. Das besondere an der Deutschen Bar war aber die “Mutti” die uns mit Informationen versorgt hat. Vor 100 Jahren war ich mal in Deutschland, darum spreche ich so gut deutsch. Sie konnte wirklich deutsch und hat uns vor den Mädels gewarnt, die gerade in ärztlicher Behandlung sind, du weißt schon ....
Uns haben eigentlich nur die Tipps interessiert, was auf dem Schwarzmarkt so gefragt ist.
- Damenstrumpfhosen aus Nylon
- Kaugummi sowieso
- Sonnenbrillen
Taschenuhren, Taschenuhren, Taschenuhren.
Für eine 6,- Mark Uhr, konnte man mehrere Flaschen Bacardi- Rum kaufen. Hoffentlich liest das jetzt nicht der Zoll, die Uhren habe ich nämlich illegal ausgeführt. Na ich hätte doch niemandem erklären können, wofür ich 12 Taschenuhren brauch!
Den Rum habe ich nicht nach Deutschland eingeführt und brauchte deshalb niemandem was erklären, nur meinem Bootsmann, am nächsten Morgen (oder doch schon Mittag?)
Das mit dem Zoll habe ich nur so am Rande erzählt, obwohl ... na ja, irgendwann kommt es doch raus.
Zu meiner eigenen Äquatortaufe musste ich dem Neptun schwören, den Zoll zu betrügen, wo ich nur konnte. Ich habe mich immer dran gehalten!
Einmal, in Wismar war es, kam der Zoll schon an Bord, bevor wir im Hafen waren. Als das Zollboot längseits festmachte, haben wir oben gestanden, so dass uns keiner sehen konnte und haben den Beamten ein Lied vorgesungen: ‘’Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss versteckt sein ... der Zoll kommt!’’
Warum die diesmal besonders gründlich gesucht haben? Wir konnten’s schon verstehen.

Was das jetzt mit den Hafenbars zu tun hat, erzähle ich gleich, wenn ich von der ‘’Kogge’’ in Rostock berichte.

 

Zur Kogge

Die Kogge in Rostocks Altstadt war Mitte der 60iger Treffpunkt von Seeleuten aus aller Welt. Fast hätte ich sie vor zwei Jahren nicht wieder gefunden, obwohl ich doch damals, .... ja, ja, damals ... oft besucht hatte.
Die Altstadt hatte wohl mehr Häuser, jetzt ist der Blick zum Hafen frei. Außerdem war’s immer schon dunkel, wenn wir das Lokal angesteuert haben. An der Ecke stand oft ein Wagen des Überfallkommandos. Schlägereien zwischen betrunkenen Seeleuten waren wohl nicht selten.
Ich weiß noch, dass wir bis 22.00Uhr drin sein mussten, denn dann wurde abgeschlossen. Wer später kam, durfte nicht rein und konnte an dem, was dann geschah nicht teilhaben.

Du musst dir das so vorstellen. Die Seeleute aus aller Welt brachten der Wirtin Schallplatten aus aller Welt mit. Ja, ja, manche Schiffsbesatzung ließ sogar einen Rettungsring da, nur um zu beweisen, dass sie dort waren.
So kam eine schöne Sammlung zusammen, ich meine jetzt die Schallplatten.
Lokalitäten, die mit der Zeit gingen, hatten eine Musikbox. In der DDR damals zwar eine Rarität, aber immerhin, die Kogge hatte eine.
Na ich merke schon, ich soll’s kurz machen. Es ging ja dann auch schnell, nachdem die Eingangstür verschlossen war.
- Musikbox auf
- DDR-Schallplatten raus
- Schallplatten aus aller Welt rein
- M-Box auf Dauerbetrieb und los ging das Tanzvergnügen
Wunderst du dich? Seemannskneipe und Tanz? Das war so, Frauen hatten immer freien Eintritt, vor allem die, die einen Seemann suchten, du weißt schon!
Diiiee Frauen brauchten bei der Sammlung nicht bezahlen, ich glaube, weil die Wirtsleute froh waren, dass
sie da waren. .... nun ja, wir waren auch froh.
Ach so, das mit dem Sammeln habe ich noch nicht erzählt. In der Zeit, als die Platten getauscht wurden, ging die Mutti mit einem Teller rum und hat Geld gesammelt, damit die Musikbox ihren Dauerbetrieb aufnehmen konnte. Niemand musste aufstehen, um den Automaten zu füttern. Jeder konnte sich dem Genuss von Alkohol und Frauen hingeben. Oder soll ich lieber ‘’oder’’ sagen? .... obwohl, beides ging auch, jedenfalls eine Zeit lang. Ich mache es kurz, bei “La Paloma” haben wir nicht getanzt!

Wer weiß, warum, der soll es laut sagen.

 

Was ich schon immer mal sagen wollte ...

... ich trinke gerne Bier!
So, nun ist es raus. Das war aber auch früher schon so. Wer kennt noch das “Rostocker Hafenbräu”?
Na mich hat es 10 Jahre lang begleitet. Es war zum Glück tropenfest, also haben wir es in den Tropen fest getrunken. Weißt du eigentlich, wie schön es ist, nach Feierabend ein gut gekühltes Hafenbräu zu trinken?
Da gab es doch auf der MS “Altmark” eine ganz coole Erfindung.
Auf dem Achterschiff war ein Wasserhahn. Du denkst jetzt sicherlich: “na und?” .... du hast Recht, da ist ja wirklich nichts dabei!  Dieser Wasserhahn hatte es aber in sich, na ja, Wasser natürlich! .... aber, was da aus der Wand kam, hatte einen langen Weg durch die Kühlzelle hinter sich.

Das war köstlich! Nicht das Wasser, wie du jetzt denkst, sondern Bier, das wir damit gekühlt haben. Jeder Seemann hat kurz vorm Wachende seine Flasche Bier in die Pütz getan, die unterm Wasserhahn stand.(oder auch zwei)
Ganz wie von ungefähr traf sich die Freiwache zur gleichen Zeit am gleichen Ort, wir nannten es Palaverdeck!
Das war auch der Platz, wo die Bananen hingen, also alles rundum gesund.

Ach ja, dazu gleich eine kleine Episode hinterher. Denkt aber ja nicht, ich erzähle jetzt von ‘’Kavalierskrankheiten’’. Nein, nein, das musste jeder mit sich und seinem Hautarzt selbst ausmachen. Ich spreche hier von einfachen Zahnschmerzen.
Nicht von meinen, sondern von denen eines armen Fahrensmann, der schon kurz nach Auslaufen in Rostock davon geplagt wurde. Der Zahnarzt in Hamburg sagte ihm:’’ oh Gott, sie müssen hier bleiben und ihre Zähne sanieren lassen. Der Käpt’n sah das anders. In Antwerpen wer die Reaktion des Zahnarztes ähnlich, die Reaktion des Kapitäns gleich.
Irgendwo in Afrika wurde der arme Kerl von dem bösen Zahn befreit, er wurde ihm gezogen. Es war aber der Falsche!
Den Rest der Reise hat Hein nur im Tran überstanden und zum Schluss auch noch den richtigen Zahn lassen müssen.

 

Im Wein ist Wahrheit

Dieser Spruch ist ja hinlänglich bekannt. Aber kennst du das auch, wenn du jemandem eine Freude machen willst und kannst es nicht?
Na gut, das war so:
Von jeder Reise bringe ich doch für jeden aus der Familie eine Kleinigkeit mit, auf dass sich jeder erfreue.
Diesmal hatte ich etwas Besonderes. Leider war es schon bei der Ankunft im Heimathafen alle. Als Ersatz musste eine Flasche Bols herhalten.
Auf der nächsten Reise bot sich die gleiche Gelegenheit wieder, also hatte ich wieder etwas Besonderes.
Im Zug nach Hause sagen doch die Kumpels:” Du hast doch da noch ....”. Na, was soll ich sagen, das war dann bei der Ankunft auf dem Heimatbahnhof alle.
 Zum Glück war da noch eine Flasche Bols ....

Noch eine Reise später, es war wieder ein halbes Jahr vergangen, die gleiche Möglichkeit.
Diesmal bin ich standhaft geblieben, mein Familie konnte sich über einen 5-Liter Ballon echten Madeira - Wein freuen. Mein Bruder war so begeistert, er hat daraus gleich eine Verlobungsfeier gemacht.
Nun aber wieder in Kurzfassung.
Der Wein war bald alle, niemand hat gemerkt, dass dann selbst gemachter Hauswein auf den Tisch kam, obwohl Farbe und Geschmack doch deutlich anders waren.
Die Feier war gelungen, die Wahrheit kam erst später raus. Es hat niemanden mehr gestört.

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Wenn du nicht selber was schreiben willst, kannst du natürlich getrost hier bleiben und lesen. Denke dran, wer viel liest braucht wenig denken.
Stopp, stopp, stopp, nicht gleich abhauen, hier folgt die nächste Storie!

 

Der Kopfsprung

Nie im Leben war ich so mutig, wie damals. Es war in meinen jungen Jahren, in einem Schwimmbad in Havanna. Ich war mit einer Truppe von jungen Seeleuten in diesem Bad. Sonnenschein, Kaiserwetter (na ja, in der Karibik keine Seltenheit) und junge Kubanerinnen beflügelten mich, zu zeigen, wie gut ich schwimmen kann. Bestimmt war das so eine Art ‘’ Balzverhalten ’’. Naja, jedenfalls war in dem Freibad ein Schwimmbecken nur für Springer. Immer wieder sahen die Mädchen zum Sprungturm, wenn dort junge Männer ihre Sprungkünste zeigten. Na, denke ich mir, hier kannst du punkten. Schließlich bin ich schon mehrmals in meiner Heimatstadt vom 5- Meter- Turm gesprungen. Ich also stolz drauflos, zum Sprungturm. Eigentlich wollte ich nur für mich mal einen Kopfsprung wagen, um anschließend mit einer besonderen “Kür” aufzutrumpfen.

Auf den Stufen des Sprungturmes hatte ich plötzlich das Gefühl, der Turm ist höher, als der zu Hause!
Gleichzeitig sammelten sich am Beckenrand viele Zuschauer. Mein beklemmendes Gefühl wuchs von Stufe zu Stufe. Irgendwie unwirklich und fern, das Sprungbecken unter mir wurde immer kleiner. Der Lärm des Schwimmbades wurde immer leiser. Ich denke eher, alle hielten den Atem an und sahen zu dem schmächtigen Jüngling hinauf, der so wagemutig luftige Höhen erklomm.
Von oben betrachtet sah die Welt so klein aus. Das Wasserbecken war noch kleiner. Ein Blick zurück, zur Treppe zeigte mir, dass der Rückzug versperrt war. Dort warteten die nächsten Springer, die sich nach mir beweisen wollten. Hinten kein Platz zum Flüchten, vorne ein viel zu kleines Becken, so stellte sich mir die Welt dar. Ein ganz zarter Kopfsprung aus 10 Meter Höhe befreite mich aus der misslichen Situation.

Ich habe mit 5 Metern gerechnet und es überstanden, der Gummi meiner Badehose nicht, der hat mich verlassen. Zum Glück ist die Hose nur in die Kniekehle gerutscht, ungefähr in die Höhe, wo auch mein Herz war. Um weitere Kopfsprünge machen zu können, bekam ich von einem kubanischen Milizionär den Gürtel seiner Uniformhose. Damit rutschte die Badehose nicht mehr und es entstand die Deutsch- Kubanische- Freundschaft.
Die Mädels, für die ich dieses Wagnis auf mich genommen habe, kümmerten sich nur um den Milizionär und darum, dass seine Hose nicht rutscht.
Na, was soll’s ich habe ja das Leben noch vor mir.

 

Wismar

Hansestadt an der Ostsee oder für Kenner mit den Landgangszielen: Milchbar, Seemannsclub .... oder.... Konsum- Kogge- Koje.
K- K- K , das war für einige Zeit meiner Jugend der tägliche Schlachtruf.

Unser Schiff lag damals in der Werft zur Überholung. Die Schiffsbesatzung war auf ein Minimum reduziert. nur wenige Seeleute mussten Wache gehen. Meine Schicht war Tagestörn von 8 bis 16:00 Uhr.
Nach Feierabend sind wir mal eben in die Stadt gegangen.
Um dem Einerlei der Bordverpflegung zu entkommen, sind wir in der Konsumgaststätte eingekehrt. Hamburger Schnitzel oder Bauernfrühstück, Sülze mit Röster oder eine Käse- Schinken- Platte waren der Renner.
Bier, na klar! Wein auch, aber immer nach dem Motto:
Bier auf Wein, das lass sein - Wein auf Bier, das rat ich dir.
....immer aber nur bis 22:00 Uhr, weil sonst der Eintritt in die Kogge nicht mehr möglich war.
Wir waren immer zur rechten Zeit in der Kogge. Nach dem Einlass ging es direkt zu den Toilettenanlagen.
Nicht etwa, weil die besonders gut waren, sondern nur, weil da unten unser ‘’Muttchen’’ saß und uns alle Neuigkeiten vom Wismarer Nachtleben mitteilen wollte.
‘’ Die Heidi war beim Hautarzt, Monika kam gerade aus dem Knast, Bärbel hat sich wahrscheinlich angesteckt’’ .... Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen.
Na gut, nun konnten wir uns ins Nachtleben stürzen.
Gegen 4 war damit auch Schluss, es sei denn es fand jemand Anschluss.
Es wurde aber auch höchste Zeit für ganz Schluss, denn die Zeit bis Wachantritt war ganz kurz.

Aufgewacht mit dumpfem Schädel und und im Bett ein fremdes Mädel, ..... jeder Seemann weiß, wie’s weitergeht.
Jeden Morgen die gleichen Schwüre: ‘’Heute Abend geht’s gleich in die Koje’’!
Nein, Nein, zum Feierabend sind wir nur mal eben in die Stadt gegangen, um dem Einerlei der Bordverpflegung zu entkommen.
Konsum- Kogge- Koje. .... und jeden Abend neue Neuigkeiten vom Wismarer Nachtleben.

 

Eine Schnecke zieht mehr als zehn Pferde

 

Warum eigentlich? Ich denke, das liegt in der Natur der Dinge. Es ist bestimmt auch eine Frage der Zeit.
Nicht etwa, weil eine Schnecke von Hause aus langsam ist, sondern eher, weil zwischen der einen Schnecke und der anderen so viel Zeit liegt.
Da geschieht es schon mal, dass du in einer Hafenbar in Conakry an ein dunkelhäutiges Mädel gerätst, mit der du wunderbar tanzen kannst. Dann willst du auch noch wissen, ob sie anderes auch noch wunderbar kann. Allzu bereitwillig lässt du dich in ein Taxi ziehen. Die Fahrt geht durch die finstere Tropennacht auf einer schnurgeraden Asphaltstraße durch den afrikanischen Busch. Du denkst daran, wie gut die Straße ausgebaut ist. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit kannst du im Licht des schwachen Mondes eine Siedlung erkennen. Hier ist die Fahrt zu Ende.
Eng umschlungen mit der dunklen Schönheit landest du in einer kleinen Hütte. Beim dürftigen Kerzenschein siehst du den kleinen Raum, der mit einem kleinen Tischchen, einer kleinen Kommode und in der anderen Ecke mit einer großen Matratze ausgerüstet ist. Ein großes, weißes Bettlaken ist darüber gespannt.
Am schönsten ist der nackte, dunkle Körper, der einen wunderbaren Kontrast zu dem weißen Bettuch bildet.
Diese Nacht war schön, kannst du dir das denken?
Mehr erzähle ich davon nicht, getreu dem Motto: “ Ein Gentleman genießt und schweigt”.

Nur noch ein paar Worte zum nächsten Morgen. Ich werde durch laute Stimmen und fortwährendes Kichern wach. Deutlich höre ich immer wieder die Worte: “ My friend, my friend”. An Fenster und Tür drängelten sich die Mädels des Dorfes und wollten einen Blick ins innere des Raumes werfen.
Ich war noch ganz benommen.
Der Weg zurück zur Hauptstraße ging direkt über den Dorfplatz, auf dem schon die Frauen des Krals Hirse Stampften, um Fladen herzustellen.
Das Spektakel war groß, war ich der erste Weiße in diesem Urwalddorf?

Der Rückweg gestaltete sich etwas schwieriger, es kam ewig kein Taxi. Ich bin also losgelaufen. Du erinnerst dich?, eine Stunde Autofahrt in der Nacht sind wie viel Stunden Fußweg am Tag?
Kurz und gut, nach ein paar Kilometern auf der Urwaldpiste kam ein Taxi, das mich eingeladen und zum Hafen gebracht hat. Am Hafentor wurde mir das Seefahrtsbuch weg genommen, als Pfand dafür, dass Taxifahrer und Urwaldmädel noch Geld von mir wollten.
Der Zahlmeister hatte Geld, so dass ich mein Seefahrtsbuch wieder bekam.

Zahlmeister und Geld, das ist dann schon die nächste Story.

Heuer

Vom Prinzip her hat das jetzt eigentlich nichts mit der vorherigen Story zu tun, aber wer weiß das schon so genau.
Für uns Seeleute der DSR gab es in den 60er Jahren nach dem Einlaufen im Heimathafen immer ein besonderes Ritual.
Die Auszahlung der Heuer.
Nachdem die Einklarierung erfolgt war, der Zoll wieder verschwunden, kam das Lohnbüro der Reederei. Barauszahlung war angesagt.
Es war irgendwie ein feierlicher Akt und ein erhebendes Gefühl, nach einer längeren Schiffsreise den Lohn für 3 Monate, oder auch 5 Monate, in den Händen zu halten. Das Glücksgefühl war aber nie von langer Dauer.
In der Mannschaftsmesse waren, wie bei einer Verkaufsveranstaltung, einzelne Stände aufgebaut.
Ich mache es kurz, so mit 1. 2. 3.

1. Auszahlung der Heuer
2. Einzahlung des FDGB- Beitrages
3. Einzahlung des Mitgliedsbeitrages der DSF
4. Einzahlung des Parteibeitrages (für viele traf das zu)

5. ... und dann saß da der Zahlmeister. Er wollte eigentlich nur die Summe, die du auf deiner ganzen Reise hast anschreiben lassen.
In den Tropen war es immer warm und durstig.
Immer gab es einen Anlass, was zu trinken.
Nie musste man während der Fahrt bezahlen, nur immer aufpassen, dass die richtige Summe aufgeschrieben wurde. Trotzdem war bei manchem Fahrensmann am Ende der Reise auch das Ende der Heuer erreicht.
Bei mir nicht, ich konnte mir noch ein oder zwei Bücher leisten, die die Volksbuchhandlung an ihrem letzten Stand angeboten hat.
Für ein Bier in Gehlsdorf (im dicken Pi ... ) hat es auch noch gereicht.

Die Heuer war wirklich nicht berauschend. Weißt du noch? 380 Mark, damit konnte man keine großen Sprünge machen. Nur allmählich stieg das dann auf 520 Mark. Zum Glück wurde für Landurlaub das Verpflegungsgeld ausgezahlt. Noch besser war, dass man mit “Westzigaretten” im Urlaub protzen konnte. Freunde hatte man dadurch genug!
Soll ich ehrlich sein? Die Zeiten waren schön. Ich erinnere mich noch gern daran.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole oder sogar widerspreche, ich berichte jetzt von

 

Kuba


Wie ich an anderer Stelle schon berichtet habe, ich war in jungen Jahren häufig in Kuba. Zur Kundgebung am  1. Mai, die Begeisterung mit der der Demonstrationszug an Fidel Castro vorbei gerannt ist oder einfach zur Zuckerrohr -  Ernte mit Machete unter glühender Sonne, egal, es war schön.
Schön war auch die Verpflegung auf dem Feld, Schweinebraten mit Reis. Nur annähernd so gut hat es mir noch einmal geschmeckt, als ich das Gericht nach Jahren mal nachgekocht habe. Du glaubst mir nicht?   Zum Reis kochen nimm einfach die doppelte Menge Wasser, wirf Wurzelwerk rein, klein geschnittene Zwiebeln, Erbsen und Möhren und lass alles gut kochen. Vergiss die Gewürze nicht! Wenn dann schon fast alles gar ist, kommt der Reis dran, der darf ja nur quellen bis das Wasser aufgesaugt ist.
Du brauchst dann nur das Schwein über einer Erdkuhle und offenem Feuer am Spieß drehen bis es in etwa 8 Stunden gar ist.

Na gut, das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen, sondern nur, wie schön es war.

Dadurch, dass ich Mitte der 60-iger Jahre oft in Kuba war kommen viele Erinnerungen hoch. Der Besuch der Hafenbars, ich hab schon vorher davon erzählt, aber auch die Fahrten mit dem Bus, der immer gerammelt voll war. Rauchende Kubaner in allen Lebenslagen, ob das in dem vollen Bus war oder im vollen Kino, die echten Havannas gingen nie aus. Irgendwann wurde das Rauchen im Kino verboten, dann ging da keiner mehr hin. Es gab ja dann auch nur noch “ sozialistische” Filme. Vorher war ein Kinobesuch ein tolles Erlebnis. Einlass war immer, du konntest also schon mal eine Halbe Stunde den Rest sehen, um danach den Anfang anzugucken.

Der Besuch einer Zigarrenmanufaktur in den Vororten von Havanna war interessant. Holzkästchen aus Großmutters Zeiten und Bauchbinden zum Sammeln im Gepäck, die erste selbst gedrehte Zigarre lässig im Mundwinkel ging es zurück zum Hafen. Das glaubt ihr nicht? Doch, doch, ich habe damals geraucht wie ein Stadtsoldat, alles, was gequalmt hat, sogar Pfeife und .... na ja, das steht aber auf einem andern Blatt,           der Prawda. Probieren musste halt sein.
Die Verführung war viel zu groß. Als junger Mann aus dem Osten ungehinderten Kontakt zu “ Westzigaretten”, Verhängnis nimm seinen Lauf. Rauchen hat dann nicht nur Spaß gemacht sondern wurde immer notwendiger.
Eine neue Abhängigkeit ist entstanden; nach Mutti und nach Geld nun auch noch Nikotin.

..... aber auch das wollte ich nicht erzählen, denn was ist da schon besonderes dran, wenn da so ein Bengel mit 17 Jahren zum Raucher wird. Heute gehen kluge Jungs in dem Alter auf Entzug.

Rückschau

Hallo Seemann, sag mal, geht das dir auch so? Von Zeit zu Zeit denke ich immer mal an diese schöne Zeit zurück. Hier besuche ich mal ein Seeleute - Treffen, dort schaue ich mal auf andere Websites. Immer aber  bringe ich meine seemännischen Kenntnisse irgendwelchen Leuten bei, mal ein Pahlstek, mal ein Drahtspleiß. Manchmal trage ich mich in einem Forum ein, warum nur, habe eh wenig Zeit. Neulich bekam ich eine E-Mail
:”Hallo, bist du nicht der .... wir waren 1962-1963 auf dem Schulschiff zusammen, haben viel Blödsinn getrieben. Ich war der FDJ - Sekretär, der damals mit Eva R. in Noworosisk den Clubabend organisieren musste. Meine Freundin hieß Walja, wir saßen alle im Park, als die Leute mit den roten Armbinden kontrollieren kamen”.

Tja, das waren sie, die schönen Zeiten. Bleiben nur noch Erinnerungen oder kommt noch mal was davon zurück?
Ich wollte es wissen!
Vor 10 Jahren der Besuch in Hamburg, habe mit Frau und Kind in der Jugendherberge “ Am Stintfang “ übernachtet. Hafenrundfahrt und Stadtbummel mit Besuch der Reeperbahn, es hat sich alles so verändert!
Den Besuch der Kogge in Rostock habe ich ja schon irgendwo erwähnt. Einen Besuch in der Paulstraße kann ich weglassen, so züchtig, wie ich heute lebe.
Wenn du bisher aufmerksam meine verworrenen Zeilen gelesen hast, wird dir sicher aufgefallen sein, dass ich viel von Kuba erzählt habe. Das stimmt, hat auch einen besonderen Grund. Ich war oft da!
Jetzt erst wieder. Diesmal mit dem Flieger und der Ehefrau im Gepäck.

Wie es mir da ergangen ist, könnt ihr  erfahren, wenn ihr hier weiter lest.

Wenn dieser Link gerade nicht funktioniert, liegt es nicht daran, dass alles bis hierher erlogen ist. Ich bemühe mich doch immer um die Wahrheit!
Kuba ist immer noch schön. Hoffentlich behält es seinen Charm auch dann noch, wenn sich der Kapitalismus breit gemacht hat. (Vielleicht kehren die kleinen Hafenbars zurück? ) Wer weiß

 

Cuba

Ich kann dir was über Cuba erzählen, war nämlich schon oft da. Im Jahre 1962, im zarten Jugendalter von 17 das erste mal.
Die Fahrt mit dem Schulschiff der DDR MS Theodor Körner  war der Beginn einer herrlichen Zeit. Die Welt kennen lernen auf den Planken eines Schiffes: €traumhaft!
Ich kann von mir behaupten, dass ich in der Zeit bis 1972 fast jedes Jahr auf Cuba war.
Die Entwicklung der kubanischen Volkswirtschaft habe ich hautnah erlebt. Ich habe die Kubakriese überstanden, mit unserem Schiff waren wir Blockadebrecher. Amerikanische Kampfflugzeuge haben Scheinangriffe geflogen, Marinekreuzer wollten uns den Weg versperren. Auch Schüsse vor den Bug konnten uns nicht stoppen.
Hilfe bei der Zuckerrohr - Ernte war angesagt, schließlich hatte Fiedel ein hochgestecktes Ziel: 10 Millionen Tonnen Zuckerrohr ernten. Trotz unserer Hilfe wurde das nicht erreicht, was ich aber erst viel später erfahren habe.
Auf der oben genannten Internet Seite kannst du nachlesen, was ich da noch alles durchgestanden habe.

Im Herbst des Jahres  2010 habe ich mit meiner Frau zusammen 3 Wochen Urlaub auf Cuba gemacht.
Jeder sollte das tun, solange die politischen Verhältnisse es noch unbeschwert zulassen (aber bitte nicht mit meiner Frau) . Es herrscht jetzt zwar große Armut im Land, aber die Kriminalitätsrate  ist sehr gering. Wer mitten in der Nacht durch stockdunkle Straßen in Havanna laufen kann, ohne Angst haben zu müssen, sollte das mal in Kairo, London oder Hamburg tun.
In Berlin, in einem echten kubanischen Reisebüro haben wir eine Urlaubsreise gebucht. Da ich mich etwas auskannte, sollte eine Rundreise mit vorher und nachher etwas Individualurlaub verknüpft werden.


Hotel in Havanna

Die Rundreise sollte im Hotel Ambos Mundos in Havannas Altstadt beginnen. Wir waren schon ein paar Tage eher in diesem Hotel und haben Havanna auf eigene Faust erkundet. Nach der Rundreise hängen manche Urlauber eine Woche Badeverlängerung dran, wir nicht.
Das Hotel Tropicoco in Havannas Vorort del Este mit nur 2** hat genügt, um Badeurlaub mit Stadtbesichtigung zu verbinden. Es war alles perfekt,.... ok zwei Sterne sind dann doch etwas wenig, obwohl,.... im Katalog stand noch ein Stern mehr. Wir hatten uns aber vorgenommen, möglichst nicht zu meckern, wollten schließlich den Urlaub genießen.
Mental so eingestellt hats  hingehauen.

Am 15. Oktober ging es los. Claudia hat uns um 8.00 Uhr nach Leipzig zum Flughafen gefahren. Beim Check-in war alles ok. Naja, eine Tube der Lieblingscreme meiner Frau durfte nicht mit, es hätte ja Sprengstoff sein können.
Das Umsteigen auf dem Flughafen in Paris war ohne Probleme. Nur die Zeit zum einsteigen in den Flieger war für alle ziemlich knapp, so dass der Abflug eine Stunde später war.
Der Flug mit der Air France war angenehm, weil genügend Beinfreiheit vorhanden war. Obwohl kurzweilig, durch den Minifernseher, wurde es zuletzt anstrengend. Jeder, der schon längere Strecken geflogen ist, weiß darüber.
18.30 Uhr Ortszeit waren wir in Havanna am Flughafen. Durch das Gewühl von Wartenden und Ankommenden hindurch zum Wechselschalter. Der Umtausch von 200 €  in 250 CUC sollte uns das schöne Leben für die nächsten Tage sichern.
Der Transfer mit dem Bus zum Hotel zog sich noch 2 Stunden hin. Mittlerweile wurde es dunkel. Die Fahrt ging auch durchs Dunkel. Irgendwann kamen wir in der Nähe des Hafens an und mussten noch etwa 300 m zum Hotel laufen, mit Gepäck und guter Laune. Na ja, etwas mulmig war uns dann doch.
Anmeldung im Hotel Ambos Mundos in Havannas Altstadt La Habana Vieja mit Begrüßungstrunk und Abendessen auf der Dachterrasse. Der Bratfisch mit Reis und Gemüse hat super geschmeckt, das Serveca auch.
Der erste Urlaubstag, wir waren 22 Stunden auf den Beinen und nun rechtschaffen müde, ging zu Ende.

16. Oktober, wir sind schon vorm Wecker klingeln wach. Frühstück auf der Dachterrasse.
Gegen 10.30 Uhr starten wir zur Stadterkundung. Ich bin schon gespannt, ob ich nach sooo vielen Jahren die Orientierung in Havanna behalten habe.
Ganz entspannt treten wir aus dem Hotel auf die “Calle Obispo” Andere Touristen müssen da erst mal hinkommen, denn das ist die Sehenswürdigkeit in Havanna!

Schon vorm Hotel hat uns das bunte Treiben einer ehrwürdigen alten Stadt gefangen. Gern gehen wir auf das Werben eines alten “Habaneros”€  ein. Mit dicker Zigarre und Sombrero ein Foto und noch eins und wie freiwillig geben wir einen CUC. Das ist uns der Spaß und die Erinnerung Wert.

Rauchzeichen

Wir schlendern dann ganz entspannt die Calle Obispo entlang, lassen uns mit dem Menschenstrom dahin treiben, an Geschäften mit Souvenirs vorbei und an Bars, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Irgendwann kommen wir auf einen kleinen Platz, davon gibt es in Havanna viele, an dem sich eine Lieblingsbar des Schriftstellers Ernest Hemingway befindet. Hier soll er regelmäßig Daiquirie getrunken haben. Nur ein Stück um die Ecke sind wir gleich am Parque Central€. Denkmale, Palmen, Menschen, Menschen wir sind mitten in der Großstadt. Vor uns breitet sich eine Lebensader Havannas aus. Das Capitolio, das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt, erstrahlt in seinem unnachahmlichen Weiß. Umsäumt von Königspalmen, dem Nationalbaum€ Cubas, umströmt von Autos, von Oldtimern - liebevoll hergerichtet und von Fahrradtaxis.
Diesen Eindruck müssen wir erst wirken lassen. Mir erscheint die Zeit zu stehen. Vor 45 Jahren wars schon genau so. Welche Stadt der Welt kann das sonst von sich behaupten?

Jetzt muss ich an meinen Jungen denken. Er hat uns bestimmt ein klein bisschen beneidet.
( Vaatiee, wo ist mein Ticket?)  In Havanna fahren so viele alte amerikanische Straßenkreuzer rum, dreh doch mal ein Video, so mit Sound und so. Habe ich doch glatt gemacht. Ich war selbst so fasziniert und konnte kaum aufhören. Dann habe ich an die Akku- Kapazität gedacht und wurde gleich nüchtern. Es war schön!

Rund um den Platz des Capitolio, am Kino und an Imbissständen vorbei, die aus halb zerfallenen Häusern heraus Eis oder bescheidene Lebensmittel anbieten, immer darauf bedacht, nicht in irgendein Loch im Gehweg zu fallen, gelangen wir zum El Prado.
Eine Prachtstraße ist sie allemal. Mit ihrem erhöhten Fußweg in der Mitte, umsäumt von prachtvollen Laternen und erhabenen, steinernen Löwen wird sie begrenzt von steinernen Bänken, Zäunen und Nischen. Hier pulsiert das Leben der Künstler und fliegenden Händler Staffeleien und Bücherregale bestimmen das Bild des Prado.

Am Ende dieser schönen Allee werden wir mit einem Blick auf den Atlantik belohnt. Wir werden durch eine frische Briese  begrüßt. Der Blick weitet sich, wir schauen auf die Hafeneinfahrt mit dem gegenüber liegendem  Castillo del Morro , der Festung, die einen wunderbaren Blick über die Uferpromenade, den Malecon bietet. Genau am Beginn dieser Promenade, auf dem Platz vor der Feste  San Salvador de la Punta € stehen wir wieder wie verzaubert, schmecken Salz des Ozeans auf den Lippen und bekommen Durst.

Nach einem ausgiebigen Blick über die Kaimauer des Malecon, immer bedacht keine überschäumende Gischt zu haschen, kehren wir ins Terrazas de Prado ein. Die Gaststätte hat unter den Kolonaden, auf dem Fußweg, Tische, Stühle und Schaukelstühle. Mit Blick auf die Festung, den Prado und den Malecon genießen wir echten kubanischen Espresso und danach einen eiskalten Mohito.
Beim Klang der Gitarren und dem  Gesang  zweier Straßenmusikanten kommen wieder die Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten. Quantanamera ist immer noch der Renner, besonders dann, wenn die Stehgeiger extra an unserem Tisch spielen. Na, wenn das nicht einen CUCI wert ist?

Der Tag ist noch nicht zu Ende. Auf dem kürzesten Weg finden wir zum Hotel. Nachdem wir uns ein Stündchen ausgeruht haben, gehen wir zum Hafen. Das war der Ausgangspunkt meiner Unternehmungen als Bengel. Von hier aus habe ich Tag - und Nachtleben erkundet. Jetzt sind hier keine Hafenbars mehr, mit jungen Frauen, die für Geld alles ....
Gut so, ich hab ja jetzt eine eigene Frau bei. Was sie wohl denkt, wenn sie das liest?
.... Dafür ist hier jetzt ein Rum Museum.

Rum Museum


Zurück zum Hotel, Abendessen, etwas Serveca und nur noch fix und alle. Gut, dass Dusche und Klimaanlage gehen!

Meine Frau hat Geburtstag, es ist ein Sonntag im Oktober. Um dem Trubel daheim zu entgehen, findet die Reise genau zu dieser Zeit statt. Das hat also geklappt.
Gestern Abend war ich noch auf der Dachterrasse, um den Kellnern ein kleines Kerzengesteck zu geben, damit das den Frühstückstisch ziert. Die Verständigung war mühsam genug. Dafür hat das heute früh fast geklappt.
Das Gesteck wurde gefunden, ein Feuerzeug auch, die Kerze konnte brennen.

Ein herrlicher Sonnen - Sonntag nimmt seinen Anfang. Wir gehen auf kurzem Weg zum Hafen, genau den Weg, den wir vor zwei Tagen im Dunkel und mit Gepäck zurück gelegt haben. Nichts ist beängstigend. Neue Eindrücke lassen uns schwärmen.
Am Wasser entlang schlendern wir bis zum Malecon, verweilen dann und schauen dem Spiel der Wellen zu. Unser Weg führt uns am Wasser des Atlantik entlang. Stetig spüren wir eine leichte Briese. Dadurch merken wir nicht gleich die stärker werdende Sonne. Irgendwann aber wird der Weg ziemlich lang. Wir wollen zum Hotel Nacional und das liegt immer noch weit hinten.

In einer kleinen Seitenstraße stehen ein paar Eiertaxis€ , wir nennen sie so und lachen. Ein Fahrzeug auf drei Rädern, rundgelutscht wie ein Ei, nennt sich aber Coco-Taxi€. Mit dem Fahrer sind wir uns schnell einig, schließlich sind wir ja großzügig. Die Fahrt geht in rasantem Tempo durch die Straßen, Schlaglöcher werden kunstvoll umrundet. Beim Fahren fällt mir auf, dass wir eigentlich auf einem umgebauten Moped sitzen, der Fahrer vorn, wir beide hinten. Schnell sind wir am Ziel. In großem Bogen geht es vorm Hotel bis an die Freitreppe. Wir fahren vor! Andere machen das mit einem Cadilak oder dem Lada, wir mit einem Eiertaxi.

Es stört niemanden, ich glaube, wir werden nicht mal beobachtet, auch nicht beachtet. Die Wachmänner vor`m Hotel kennen sowas  bestimmt schon. Zielstrebig, als würden wir hier schon Tag und Nacht ein - und aus gehen steuern wir ins Foyer. Hier muss ich dann doch stehen bleiben, um die Eindrücke wirken zu lassen. Alles wie 1963!
Stolz zeige ich der Dame an der Rezeption eine alte Postkarte des Hotels und erkläre, dass ich ja schon früher mal da war. Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen. Vielleicht hatte sie auch bloß keine Zeit und wollte sich nicht mit mir unterhalten. Wir haben uns alles angesehen, auch den Pool, den ich vor 45 Jahren so toll fand. Er ist immer noch in der 2. Etage.


Swimmingpool im Hotel Nacional


Wir verlassen das Hotel. Eigentlich wollte ich meiner Frau noch das Hotel Habanna Libre zeigen, das ehemalige Hilton Hotel, da zog uns ein besonderes Spektakel an. Am Malecon, unterhalb des Main Monuments knatterten Autos. Beim Näherkommen stellen wir fest, alles Ladas.
Da sind doch die stolzen Ladabesitzer die Straße rauf und runter gefahren, haben eine Ehrenrunde gedreht, um dann rückwärts einzuparken. nicht jeder hat das auf Anhieb geschafft. Die Ladaparade war mit Sicherheit ein Ereignis, dass nicht jeder Tourist erlebt. Einen ausgiebigen Videodreh konnte ich mir nicht verkneifen.

Am Rande des Geschehens leisten wir uns Aqua minerale und verhandeln dann mit dem Fahrer eines Fahrradtaxis. Der Preis gefällt uns, wir lassen uns zurück zum Prado fahren. Immer in einer Seitenstraße, parallel zum Malecon fahren wir um Schlaglöcher herum bis kurz vors Ziel. Die Schweißflecken auf dem T-Shirt des Fahrers werden immer größer. Ich glaube daran lag es, dass er wenig Überredung brauchte, um uns seine Wohnung zu zeigen, die in der Nähe war. Obwohl Nichtraucher, habe ich dann ein paar Zigarren gekauft, Junior, nicht die teuersten, sicher auch nicht die besten. Schwarz wie die Zigarren war die Wohnung, die Küche, das Treppenhaus. Die Elektrik war interessant

Elektrik eines Wohnhauses in Habana


Nach diesem besonderen Erlebnis begeben wir uns zum Terrazas de Prado. Die Gaststätte haben wir ja gestern erst besucht. Es ist Sonntag, jetzt auch schon Mittagszeit und immer noch hat meine Frau Geburtstag. Die Fischplatte war köstlich, das Cerveca schön kühl und die 2 Mann Kapelle hat Happy Birsday gespielt, so falsch, wie ich das hier geschrieben habe. Es war schön !!!

Immer noch ist Sonntag, die Überraschung mit dem Geburtstagsständchen war gelungen. Wir haben uns beide gefreut.
Der Höhepunkt des Tages sollte aber noch kommen, die Tropicana Show.
Nach dem Mittags- Geburtstags- Mahl sind wir zum Hotel zurück, haben etwas geruht, um uns dann auf diese Show vorzubereiten. Weiße Hose und weißes Hemd sind festlich genug. Wir gehen runter zum Platz und finden sofort ein Taxi. Mit dem Fahrer haben wir gleich die Rückfahrt vereinbart, der hat dann tatsächlich gewartet. Na, eine sichere Fuhre war es allemal.
Am Einlass gab es für die Dame eine Nelke, für den Herren eine Zigarre.
0,5 Liter Rum, genügend Cola und Eis waren am Tisch. Das Fest konnte beginnen.

    Unter subtropischen Himmel, auf mehreren Bühnen und auf verschiedenen Ebenen, ging ein Feuerwerk karibischer Rhythmen ab. Zwei Stunden, ohne Pause, herrlich anzusehen, beim Zuschauen fließt der Schweiß.

    So liebe ich Cuba!

18. Oktober, es ist Montag und unsere Rundreise beginnt mit einer Kuriosität.

Uns wurde bei der Buchung zugesichert, dass die Rundreise garantiert durchgeführt wird, auch wenn wir die einzigen Teilnehmer sind.

So war es dann auch!

Wir warten im Foyer des Hotels. Die Zeit vergeht, es tut sich nichts. Ich wollte schon immer mal mit meinem Handy  in Cuba rumtelefonieren. Schnell die Nummer von Luisa F. eingegeben, sie ist die deutschsprachige Verbindung zur Reisegesellschaft. Sie ist am Apparat und versichert, dass unsere Reiseleiterin bald bei uns eintreffen wird.


So war es dann auch!

Yadi kommt zielsicher auf uns zu, obwohl wir nicht allein im Foyer rumstanden. Nette, junge und zierliche Person, die sofort unsere Sympathie bekommt. Die  Chemie € stimmt.
Sie teilt uns mit, dass wir die einzigen Teilnehmer sind und deshalb die Rundreise im Taxi durchgeführt wird. Sie spricht gut deutsch.
Heute beginnen wir mal mit einer Stadtrundfahrt durch Havanna. Hinter dem Capitolio befindet sich die wohl bekannteste Zigarrenmanufaktur Partagasâ€, die wohl größte und wichtigste Zigarrenfabrik Cubas, die schon seit 1845 die weltberühmten handgedrehten Zigarren herstellt. Keine der Frauen hat Zigarren auf dem Oberschenkel gerollt. Niemand hat dort geraucht. Die Arbeitstische und die Werkzeuge waren bestimmt so alt, wie die Fabrik. Nur die  rote Ecke  war relativ neu, na ja auch schon 50 Jahre alt. Vom Rednerpult aus wurden bestimmt die Nachrichten der Granma€ vorgelesen, .Patria o Muerte  ..Venceremos !!! ..€.

Nächste Station, Platz der Revolution. Damals, als junger Kerl war ich schon mal hier. Fidel Castro stand da oben auf dem Podest. Tausende jubelten ihm zu, es war der 1. Mai und hier ein ganz großes Volksfest. Massen von Menschen strömten über den Platz, die Euphorie war groß. Wir ließen uns mit dem Menschenstrom treiben.
Heute stehe ich mit meiner Frau auf diesem Platz, er ist riesig groß und irgendwie still. Hier und dort kleine Gruppen  von Menschen, Touristen wie wir. Schnell ein paar Fotos und weiter zum Rum - Museum. Eine Führung durch die alte Fabrik, die liebevoll restauriert, aber nur noch als Museum funktioniert zeigt, wie aufwändig der Weg vom Zuckerrohr zum Havanna Club ist. Die Verkostung war schööön.

Wir laufen gemeinsam durch die Straßen der Altstadt. Yadi erklärt uns Sehenswürdigkeiten. Hier eine Kirche, dort ein altes Bürgerhaus und da der historische Platz mit der Bronzestatue. In der Nähe unseres Hotels kehren wir zum Mittagessen in einem Restaurant ein, setzen uns davor unter eine Palme. Am Tisch ist es angenehm schattig. Yadi bestellt ein 3 - Gänge Menü für uns, sich selbst und den Taxifahrer. Nur das Getränk bezahlen wir selbst. Kühles Serveca und für die Frau ein Mojito. Urlaub ist schön!

Für den Nachmittag haben wir Besonderes vor, Rum kaufen. Gut, dass wir einheimische Begleitung dabei haben. Selbst hätten wir nicht erfahren, dass in der Nähe ein kleiner Laden existiert, der diese Kostbarkeiten anbietet, sogar Zigarren. Die Havannas waren uns dann aber doch zu teuer. Für einen Nichtraucher wie mich sowieso. Einen guten Freund, der die rauchen würde habe ich auch nicht, was solls also.
Rum in allen Preislagen und verschiedenen Lagerzeiten mussten aber sein. Die verschiedenen Flaschen unauffällig in eine weiße Plastiktüte, so ging es auf den Heimweg.

Damit war der Tag aber noch nicht gelaufen. Nach einer kurzen Rast und dem Wechseln der Garderobe laufen wir zum Abendessen. Durch die Calle Obispo lassen wir uns treiben, kehren in die Floridita - Bar ein, wie einst Ernest Hemingway. Wir trinken jeder einen Daiquierie, wie einst Ernest Hemingway. Noch schnell ein Foto mit seiner Bronzestatue und ab in das Lokal “Reis + Shrimps”€, es ist gleich um die Ecke.
Die Verständigungsschwierigkeiten waren gering. Der Kellner konnte sich Zeit lassen mit der Klärung unseres Anliegens. Schließlich war das Menü schon bezahlt, es war ja im Angebot enthalten. Wir wollten nur die Sicherheit, nicht böse Überraschungen. Es war alles toll! Essen und trinken haben geschmeckt, nun ein kleines Trinkgeld zur Freude des Personals und schon waren wir im Trubel des Nachtlebens untergetaucht.

Wo ist es noch möglich, nachts durch eine Weltstadt laufen zu können, ohne Angst haben zu müssen?
Schade, dass nur wenige Gebäude saniert sind und gut, dass die Beleuchtung nur sehr gering ist; man sieht den Verfall nicht!
In abgelegenen Straßen findet das Leben fast im Dunkel statt. Vereinzelt sind Wasserpfützen und Rinnsale auf dem verschlissenen Asphalt. Kinder werden gewaschen.
Löcher im Fußweg zeigen die angezapfte Wasserleitung, einfach Schlauch drauf und los geht das Vergnügen.

Das ist sicherlich kein Problem. Man hat mir gesagt, dass die Wohnungen den Bewohnern kostenlos überlassen werden. Sie müssen nur die Bausubstanz pflegen und zahlen dafür keine Miete. Am Verschleiß der Häuser sieht man, es klappt so nicht.

Habaneros, die eine Einnahmequelle für Devisen haben, können Baumaterial kaufen. Deshalb sind die meisten Bars und Hotels schmuck hergerichtet. Gut, wenn man die Lizenz hat!
In der Altstadt quirlt das Leben, wir mittendrin. Ich weiß gar nicht, wie oft ich es noch sagen werde: “das Leben ist schön€”!

Der Heimweg ins Hotel war spannend, aber wirklich nicht gefährlich. Hier und da eine Plaza, in der Bar ein Cerveca und einen Mojito. Musikanten überall, man kann sich richtig wohl fühlen. Eine laue Brise streift über den Platz, am Nebentisch wird herzhaft gelacht, im Hintergrund ist eine einsame Glocke zu hören. Stundenlang kann man es hier aushalten.
Im Hotel noch einen Drink, es ist ja schließlich Urlaub und dann ins Bett. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende.

Die Nacht war auch schön. Eine angenehm laue Luft zog durch das Hotelzimmer. Entgegen aller Erwartungen war das Kopfkissen am kommenden Morgen kein durchgeschwitzter Klumpen. Das Klima macht sich schon angenehm bemerkbar. Die Knochen tun nicht mehr so weh.
Aufstehen, Koffer packen und ein letztes Frühstück auf der Dachterrasse, ein bisschen Wehmut ist schon dabei, schließlich verlassen wir heute eine “ alte Dame” La Habana de Cuba ...  adios !

 

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